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Calendulaöl als Rohstoff
Ringelblume

Die Ringelblume (Calendula officinalis) wird in der Medizin und Kosmetik vielseitig eingesetzt. Dabei verwendet man das Material der geernteten Blüten. Auch die Verwertung der Calendulasaat bzw. der darin enthaltenen Fettsäuren bietet interessante Anwendungen im chemisch-technischen Bereich, wie z.B. als hochwertiges Bindemittel in Farben und Lacken oder als Reaktivverdünner.

Der Hauptbestandteil des Samenöles von Calendula officinalis ist mit ca. 60% die Calendulasäure. Chemisch handelt es sich bei Calendulasäure um eine Polyenfettsäure mit drei konjugierten Doppelbindungen (trans,trans,cis-8,10,12-Octadecatriensäure). Zum Vergleich: Tungöl, das in China und Südamerika gewonnen und als Lackrohstoff eingesetzt wird, enthält die α-Elaeostearinsäure (cis,trans,trans-9,11,13-Octadecatriensäure), die ebenfalls drei konjugierte Doppelbindungen besitzt. Diese chemische Ähnlichkeit lässt erwarten, dass sich Calendulaöl in Lacken ähnlich wie Tungöl verhalten wird. Der Ölgehalt der ungeschälten Samen beträgt ca. 18%. Der Gehalt des extrahierten Calendulaöles an Tocopherolen liegt im Bereich von 1,0 bis 1,4% und dürfte einen erheblichen Anteil an der relativ hohen Oxidationsstabilität des Öles haben. Die Raffination von Calendulaöl wurde bereits entwickelt, so dass kommerziell ein Öl erhältlich ist, das direkt für die weitere chemische Verarbeitung und für die Lackproduktion eingesetzt werden kann. Reaktivverdünner für Alkydharze sind Verdünnungsmittel, die bei der Filmbildung durch chemische Reaktion Bestandteil des Bindemittels werden und somit nicht als VOC freigesetzt werden. Calendulasäureester, insbesondere der Methylester, bieten sich als Reaktivverdünner für Naturharz- und viele Kunstharzbindemittel an. Es gibt bereits ein Patent der DSM über den Einsatz von Calendulasäuremethylester als Reaktivverdünner für Alkydharze, jedoch ist Calendulasäuremethylester bislang nicht kommerziell erhältlich. Die Umesterung von Calendulaöl ist nicht trivial, da Reaktionen an den sehr reaktiven Doppelbindungen vermieden werden müssen.

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